1500-jährige Geschichte
Die georgische Literatur gehört zu den zivilisierten Sprachen der Welt, deren Literatur reichhaltige Werke hervorgebracht hat – sowohl im Original als auch in Übersetzung. Diese Literatur ist genreübergreifend: kirchlich-religiös, philosophisch-theologisch, weltlich, historisch, pädagogisch etc.
Vielfalt & Bedeutung
Die georgische Literatursprache hat eine 1500-jährige Geschichte. Es gibt in der Wissenschaft einen begründeten Verdacht, dass Georgier vor dem 5. Jahrhundert Literatur hatten. Das älteste epigraphische Denkmal der georgischen Sprache – die Inschrift Palästinas, die in den dreißiger Jahren des 5. Jahrhunderts angefertigt wurde, ist aus paläographischer Sicht so perfekt und etabliert, dass es unmöglich ist, das erste zu sein. Die früheren Entwicklungsstadien, von denen noch keine Exemplare entdeckt wurden, sind zweifellos wahrscheinlich. Hinzu kommt, dass die Sprache der schriftlichen Denkmäler der 5.-6. Jahrhunderte auf hohem Niveau ist.
Alte georgische Schriftdenkmäler, die den spirituellen Reichtum des georgischen Volkes ausdrücken, werden neben Georgien in den alten georgischen Literaturzentren aufbewahrt – Syrien, Palästina (Jerusalem), Berg Sinai, Byzanz – auf dem Berg Olymp, Griechenland – auf dem Berg Athos. Außerdem gibt weitere Schriften in Frankreich, Polen, England, Österreich, in Deutschland, in Amerika.
Die georgische Sprache hat solche Werke der byzantinischen Literatur bewahrt, deren griechische Originale verloren gegangen sind und man nur durch georgische Übersetzungen wiederhergestellen konnte. Die überlieferten Informationen über einige byzantinische Autoren in georgischer Sprache ergänzen und decken ihr Leben und Wirken in einem völlig neuen Aspekt ab. Informationen über völlig unbekannte Autoren der byzantinischen Literatur sind auf Georgisch erhalten. Die georgische Literatur hat auch wertvolle Denkmäler der persischen, arabischen und syrischen Literatur bewahrt.

In der ersten Phase der Entwicklung der georgischen christlichen Literatur wurden hervorragende Denkmäler der Literatursprache geschaffen. Georgien war in diesen Jahrhunderten ziemlich reich an übersetzter Literatur. Es wurden kirchliche Gottesdienste übersetzt, darunter Liturgien, alle Bücher der Bibel, Apokryphen, religiöse Poesie, Exegese, Theologie, Dogmatik, Kirchengesetze sowie Polemik und mehr. Die Bedeutung dieser Übersetzungen in der christlichen Weltliteratur ist so groß, dass Georgier sie nicht nur aus dem Griechischen, sondern auch aus dem Syrischen, Armenischen und Arabischen übersetzten. Diese übersetzte Literatur ist, wie oben erwähnt, heute eine wichtige Grundlage für die Auffindung verschollener Werke.
Reichhaltige Literatur ab 5. Jh.
Im Laufe der Jahrhunderte hat man die georgische poetische Sprache geschaffen und verfeinert, perfektioniert durch diese erstklassigen Werke, die unschätzbare Denkmäler der georgischen Literatursprache sind. Die georgische Dichtersprache hat ihren Höhepunkt im Poem des Dichters des 12. Jh. Schota Rustaweli – „Recke im Pantherfell“ erreicht.
Elemente der Weltkultursprachen wurden seit jeher in die georgische Sprache eingeführt und etabliert. Dies ergibt sich einerseits aus ethnokulturellen Kontakten und andererseits aus Übersetzungen von Belletristik sowie wissenschaftsphilosophischen Werken in historischen Epochen.
Die wissenschaftliche und philosophische Sprache wurde im mittelalterlichen Georgien geschaffen und entwickelt. Die Übersetzung theologischer Literatur ermöglichte unmittelbar die Entstehung einer eigenen philosophischen Sprache.
Der bedeutende Lexikograph Sulchan-Saba Orbeliani hat einen großen Beitrag zur Bereicherung der georgischen Literatursprache mit terminologischem Vokabular geleistet. Sein georgisches Definitionswörterbuch ist immer noch eine der Hauptquellen für die Entwicklung von Begriffen in diesem oder jenem Bereich (17.-18. Jahrhundert) in Bezug auf Details von Konzepten und wissenschaftlichen Definitionen.
Die moderne georgische Literatursprache hat in der Antike viele wissenschaftliche und philosophische Begriffe geerbt. In der georgischen Sprache verwendet man heute noch folgende Begriffe : Wissenschaft, Erkenntnis, Bewusstsein, Wahrheit, Astronomie, Naturwissenschaft, Doktrin, Vernunft, Materie, Drama und v.m.
Quelle: „Wissenschaftliche Gespräche“ von Schota Dsidsiguri

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