Die georgische Sprache als kulturelles Erbe: Die bedeutende Rolle der Muttersprache in Georgien
Die Bedeutung der Muttersprache ist vielfältig. Die Muttersprache ist ein wichtiger Faktor für die persönliche und sprachliche Entwicklung eines Menschen. «Deda Ena». Diese zwei Wörter bedeuten sehr viel für jede(n) Georgier(in). Zum einen ist es Muttersprache, zum anderen heißt so das Lehrbuch für Alphabetisierung, das Buch, mit dem jedes Kind anfängt, Georgisch zu lesen und zu schreiben. აი ია. ai ia. Das sind zwei Wörter und gleichzeitig ist es ein ganzer Satz. Das ist die Genialität der georgischen Sprache, manchmal mit einem Wort den Sinn zu wiedergeben. Das Lehrbuch «Deda Ena» ist mehr als ein Lehrbuch. Es hat der Schriftsteller und Pedagöge Iakob Gogebaschwili geschaffen.
Die Wiederbelebung der georgischen Sprache als Schlüssel zur nationalen Identität
Die Sprache ist nach wie vor eines der Schlüsselelemente der georgischen Identität und ein wesentliches Instrument der Staatsbildung. Ihre Bedeutung wurde Ende des 19. Jahrhunderts deutlich, als die russische imperiale Politik ihre Position auf georgischem Boden bedrohte. Der Aufstieg der nationalen Befreiungsbewegung war teilweise durch den Wunsch motiviert, die georgische Sprache zu retten und wiederzubeleben.
So versuchten Ilia Tschawtschawadse, Akaki Zereteli und andere herausragende Mitglieder der Bewegung «Tergdaleulebi»*, die Sprache zu schützen, und nahmen ein spezielles Motto «Mamuli, Ena, Sarzmunoeba» [Heimat, Sprache, Glaube] für ihr Programm des nationalen Erwachens an, in dem die Sprache (Ena) zu einer der drei wichtigen Elemente der Bewegung wurde.
«Deda Ena»: Das Lehrbuch, das den Horizont erweitert
Iakob Gogebaschwili, einer der bedeutendsten Schriftsteller und Denker des 19. Jahrhunderts, bezeichnete die Muttersprache als das wichtigste Mittel der Entwicklung. Seiner Meinung nach ist die Sprache selbst ein Lebewesen, sie verbindet die Menschen. Wenn die Sprache verschwindet, verschwindet das Volk. Gogebashvili kämpfte für den Aufbau und die Einrichtung öffentlicher Schulen in Georgien. Er trug wesentlich zur Gründung und Tätigkeit der «Gesellschaft zur Alphabetisierung unter Georgiern» bei.
Sein Lehrbuch «Deda Ena» [დედა ენა] setzte neue Maßstäbe und war wichtig für die Verbreitung der Alphabetisierung in Georgien. Was ist das Besondere an diesem Lehrbuch und worin besteht seine Genialität?
➤ «Deda Ena» ist nach der analytisch-synthetischen Methode zusammengestellt, die von Iakob Gogebaschwili in Georgien eingeführt wurde.
➤ Die Buchstaben in «Deda Ena» sind nach ihrem Schwierigkeitsgrad geordnet. Diese Reihenfolge entspricht sowohl den kalligraphischen Schwierigkeiten als auch didaktischen Anforderungen.
➤ Die Geschichten, Gedichte und Materialien des Lehrbuchs sind kindgerecht und lebensnah aus der Natur und dem Alltag entnommen. Die Lernmaterialien sind von leicht bis schwer, von nah bis fern, von bekannt bis unbekannt geordnet.
➤ Zuvor Gelerntes wird wiederholt.
➤ Das Buch enthält viele Abbildungen, was dem Prinzip der Visualisierung entspricht.
➤ Die Sprache ist literarisch zuvorkommend und logisch korrekt.
Teil II: Bedeutung für die Muttersprache und geistige Entwicklung von Kindern
Für die Beherrschung der Muttersprache und die geistige Entwicklung der Kinder spielte auch der zweite Teil von «Deda Ena» eine wichtige Rolle. Er war für das zweite Schuljahr vorgesehen. Dieses Lehrbuch enthält gut ausgewählte Geschichten, Gedichte, Fabeln, Volksgedichte, Rätsel, Sprichwörter und vieles mehr. Die Materialien sind so angeordnet, dass die Schülerinnen und Schüler, nachdem sie einen bestimmten Teil gelernt haben, ihr Wissen und ihre Einstellung zu Gegenständen und Ereignissen weiterentwickeln.
Dass auch heute noch einige Lehrbücher der georgischen Schule auf seinen Grundsätzen beruhen und die Schulbildung seine Ideale teilt, bestätigt den Umfang und die Bedeutung des Wirkens von Iakob Gogebaschwili.
* Tergdaleulebi – öffentliche, politische und literarische Bewegung der jungen Menschen, die in Russland studiert haben, nach Georgien zurückgekehrt sind und für bessere Zukunft des Landes kämpften.
Das könnte auch interessant sein:
Tag der Muttersprache in Georgien
In Georgien gibt es seit 90er Jahren Tag der Muttersprache. Im April 1978 fanden in Tbilissi überfüllte Demonstrationen statt. Die Bürger*innen Sowjetgeorgiens protestierten gegen den Versuch der Kommunistischen Partei, den Verfassungsstatus der georgischen Sprache zu ändern.
➤ Wie es dazu kam, können Sie hier nachlesen …